Mittwoch, 24. September 2008

Die Geister in unserem Haus

Wenn ich gleich anfange über Geister zu sprechen, werden sich einige von euch sicher fragen, ob mir nun langsam aber sicher der letzte Funken Verstand abhanden kommt. Ich kann euch beruhigen, nichts dergleichen passiert. Aber, es scheint doch Dinge zwischen Himmel und Erde zu geben, die mit dem rein rationalen Verständnis kaum zu erfassen sind. Lasst mich erzählen:

Sarah wurde in den letzten Nächten häufig von bösen Träumen geplagt, manchmal wachte sie schweißgebadet auf und erzählte von einem toten Mädchen, das unter ihrem Bett lag. Das Mädchen wurde wach und Sarah versuchte es zu würgen, später wusste sie, dass das die Mutter des toten Mädchens, auch getan hatte. Eine schaurige Geschichte, doch kein Grund an Geister zu glauben. Sarahs Träume wiederholten sich, eine Figur kam immer wieder, selbst wenn sie aufwachte und wieder einschlief begann der Traum, wo er geendet hatte.

Als dann am Abend einer unser indonesischen Freunde zu Besuch kam, erzählte sie am Küchentisch von ihren Albträumen. Er hörte zu und meinte dann sehr überzeugt, dass es die Geister wären, die sie dort in der Nacht heimsuchten. Während wir skeptisch über den lokalen Aberglauben witzelten, fragte er ob er in ihr Zimmer gehen könne. Sie ließ ihn machen.

Möglicherweise hilft es, wenn ich hier etwas über unseren Freund erzähle. Seinen Namen möchte er nicht genannt haben und er bat uns darum nicht zu viel Brimborium um das was wir später erfuhren zu machen. Getroffen habe ich ihn beim Parkour-Training mit Jan, unserem Freund und Fotografen, der ihn einige Tage zuvor in einem Restaurant kennengelernt hatte. Beim Training erzählte er uns von den Verletzungen, die sich von Zeit zu Zeit zuzogen und davon, dass er sie heilen könne. Jan litt seit längerem unter Schmerzen im Ellbogen und aufgeschlossen für die hiesigen Heilmethoden, ließ er den „Heiler“ an seinen Arm. Die Griffe und Druckpunkte, die er nutze seien vergleichbar mit denen der Akupunktur erklärte er, während er seinen Arm traktierte. Und, dass Jans Schmerzen tatsächlich verschwunden waren, versteht sich von selbst. Soweit ich weiß, ist er bis heute schmerzfrei. Wir wurden neugierig, fragten nach den Möglichkeiten und Grenzen dieser Heilmethoden und er gab reichlich Auskunft. Er demonstrierte uns Atemtechniken, sprach über Yoga und Kampfkunst, die er seit seiner Kindheit gelernt hat. Er ist nun Anfang zwanzig und ein wahres Energiebündel, er studiert, trainiert seine Parkour-Gruppe, organisiert Events und arbeitet im sozialen Bereich – der typische Lebenskünstler, der uns hier ständig begegnet.

Als er nun Sarahs Zimmer wieder verlassen hatte, meinte er, die Geister wären nicht in ihrem Raum, sondern draußen im kleinen Innenhof, der an ihren Raum angrenzt. Er fragte, ob wir zuschauen wollten – klar wollten wir. Er meinte, wir sollten auf seine Arme achten, sie wären so eine Art Radar und er könne die Geister spüren und wenn er wolle auch sehen.

Er murmelte einige Sätze auf javanisch, die wir nicht verstanden, hielt seine Hände vor dem Mund und atmete schließlich stark aus, bevor er seinen Arm ausstreckte. Er richtete ihn in die Ecke des dunklen Hofs und als sein Arm auf die Treppe zeigte, die auf das Dach führt, konnten wir sehen, wie sich eine Gänsehaut über seine Arme legte. Er nahm den Arm herunter und die Gänsehaut verschwand, er zeigte es uns noch einmal. Nun beeindruckt es mich nicht sonderlich, wenn jemand in der Lage ist, das Entstehen einer Gänsehaut mit dem Willen zu steuern. Es war zwar etwas gespenstisch, da es nicht gekünstelt aussah, aber ich blieb skeptisch. „Möchtet ihr sie sehen?“, fragte er und, wie soll ich sagen, mir wurde doch etwas unheimlich und ich lehnte dankend ab. Er wäre in der Lage sie uns zu zeigen, aber er würde sie uns nur die Umrisse zeigen, nicht so wie er sie sehen könne, dass wäre sonst zu krass. Sarah war mutiger und stimmte zu, sie stellte sich neben ihn, sie solle die Augen schließen sagte er und begann javanische Sätze zu murmeln, blies aus und griff ihren Nacken. Als sie ihre Augen öffnete machte sie einen Ausdruck des Erstaunens, lachte unsicher und war sichtbar bewegt. Nach einigen Sekunden murmelte er wieder etwas und ließ ihren Nacken los, die Geister verschwanden. Sie beschrieb es so, dass auf der Treppe zu unserem Dach eine weiße Kontur zu sehen war, die sie kaum deuten konnte, aber deutlich sichtbar wahr. Sie merkte, dass er ihr zu viel gezeigt hatte und sie spürte, dass er etwas von der Energie wegnahm, so dass sie nur noch einen weißen Schleier sehen konnte, bis er den Zauber aufhob. Nun glaube ich, dass Sarah doch recht bodenständig ist und nicht besonders abergläubisch. Ich traute mich bisher noch nicht, die Geister „anzuschauen“, allerdings zeigte mir unser Freund etwas anderes. Wir saßen im Wohnzimmer und das ist, wie ihr vielleicht in früheren Posts gesehen habt, sehr offen gebaut. Er könne einen kleinen Wind auftauchen lassen, der die Anwesenheit der Geister zeige. Ich ließ ihn seine Sprüche murmeln, er atmete wieder kräftig aus und plötzlich fühlte ich wie tatsächlich ein leichter Wind über mein Gesicht streifte. Jetzt war ich schon etwas perplex, denn ich spürte tatsächlich, dass dort ein Zug war. Es könnte ja durch Zufall ein Wind gegangen sein und deshalb blieb ich skeptisch. Er fragte mich wieder, ob ich es gern etwas stärker spüren wolle und ich bejahte. Und wieder spürte ich, wie ein Wind von einer Seite meines Gesichts zur anderen zog. Meine nächste Frage war ja nun, woher die Geister kämen und was sie hier täten. Eine Theorie besagt, dass es aus dem Himmel verbannte Seelen wären, die auf der Welt Unheil anrichten und versuchen die Menschen von ihrem Dasein zu überzeugen um ihre Seelen zu fangen. So sei im Himmel nur Platz für zwei Drittel der Seelen, die anderen würden auf der Erde wandeln und damit läge die Hölle auf der Erde. Gute Geister gäbe es nicht und je nach der Energie eines Geistes, sei er in der Lage zu wandeln und von einem Platz zum anderen zu reisen.

Ihr hört schon, wie unglaubwürdig und abgedreht das alles klinkt. Was daran nun wahr ist, weiß ich nicht, ob es die Geister sind, mir mein Unterbewusstsein einen Streich spielt oder ob unser Freund vielleicht nur ein guter Zauberer ist, wage ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Doch der Glaube an Geister ist sehr weit verbreitet und selbst Menschen, die ich als sehr rational einschätze, glauben daran. Immer wieder werden Geschichten an uns herangetragen, die mit unserem Verständnis nur schwer zu erfassen sind. Schamanen die im Traum kämpfen und Schlachten zwischen verfeindeten Dörfern, die allein mit der Kraft der Magie ausgetragen werden. Fliegende Messern und Kämpfe, die auch von der Polizei und dem Militär nicht gestoppt werden können. Einer dieser Fälle ist der Sambas-Case, von dem mir Freunde erzählten und zu dem ich hier einen interessanten Bericht gefunden habe.

Vor unserem Haus gibt es auch ein kleines Häuschen, ähnlich einem Vogelhäuschen, das sei gegen die Geister und uns wurde erzählt, dass vor einigen Jahren ein australischer Student seinen Poncho darüber gelegt hätte um ihn zu trocknen. In der gleichen Nacht kamen Einbrecher in das Haus und stahlen Notebooks, Kameras und andere Wertsachen der damaligen Bewohner. Deshalb trocknen wir unsere Sachen im Haus besser auf einer Leine, man muss ja nichts herausfordern.

Ich versuche etwas weiter in die Thematik einzusteigen und vielleicht traue ich mich ja, die Geister anzuschauen. Ich werde euch berichten. Dieser Bericht soll das Erlebte beschreiben und keiner soll nun anfangen an Geister zu glauben. Wir sind etwas skeptischer geworden, nicht gegenüber Geistern, eher gegenüber unserer bisherigen Einstellung, die das Glauben an Geister ausschließt. Ich habe auch einige Ethnologen getroffen, vielleicht frage ich die einmal, was sie darüber wissen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

habt ihr was falsches gegessen ;)?
nein spaß, ich denke in anderen kulturen kann man solche erfahrungen mit sicherheit eher machen als bei uns. um uns herum passiert viel was unser körper und unser geist nicht wahrnimmt. aber schau dir die geister doch auch mal an. bin gespannt wenn ihr zurück kommt. das muss näher diskutiert werden. greetz conny