Donnerstag, 16. Oktober 2008

Freche Früchtchen und liebe Ossi-Kinder!

Liebe Ossi-Kinder, erinnert ihr euch noch an eure erste Banane? Vielleicht haben Mama und Papa mehrere Stunden angestanden um ein paar zu kriegen, vielleicht hattet ihr einen Verwandten im Westen oder, wie es bei mir war, ihr hattet eine Oma, die in der Kaufhalle gearbeitet hat und welche mitgebracht hat. Die erste Banane löste bei mir, nach anfänglicher Skepsis und dem ersten Bissen, eine Geschmacksexplosion aus, und deshalb gehören Bananen seit dem zu meinen Leibspeisen, genauso wie Kinderschokolade, Gummibärchen und Überraschungseier. Die Wessi-Kinder haben ja keine Ahnung, was es heißt darauf verzichten zu müssen, nur weil irgendwelche Politbonzen entschieden hatten das Zeug sei Teil kapitalistischer Propaganda. Nieder mit dem Kommunismus! – sag ich da nur.

Mittlerweile schmecken mir diese riesen Lidl-Bananen, die aussehen als wären sie in einem amerikanischen Labor für Genmanipulation entstanden, aber auch nicht mehr. Und der Bio-Freak bin ich auch nicht, dass ich für die gelben Dinger zum Müsli-Dealer gehe. Umso besser, dass ich nun hier in Indonesien bin. Hier gibt es lecker Bananen in unzähligen Variationen: kleine, große, gelbe und auch grüne, die zwei Tage brauchen bis sie gelb und fünf Tage brauchen damit sie braun werden. Glaubt mir, diese wunderbaren Gewächse lassen genau diese Geschmacksexplosion wieder entstehen, nach der sich euer Ost-Gaumen seit dem Fall der Mauer gesehnt hat. Die Bananen wachsen hier auf relativ kleinen Bäumen und die lokale Nähe zu den Plantagen macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der javanischen Küche. Banana-Pancake, Bananen-Fritter, frittierte Bananenscheiben und Bananenchips sind nur einige.

Und noch andere Früchte verdienen eine Würdigung in diesem Post. Zum einen wäre da die Mango, deren Erntezeit immer näher rückt und die in fast jedem Vorgarten von Pogung Baru, unserem Viertel, zu finden ist. Mango futtern, finde ich ganz lecker, die Teile sind zwar glitschig wie Sau, aber doch geschmacklich zu ertragen, als Saft oder Cocktail krieg ich sie hingegen nicht runter, da ist mir der zwieblige Nachgeschmack zu widerlich.

Schließlich ist da noch die Begrüßungs-Stink-und-Kotz-Frucht, ich nenne sie so, weil uns ihr Geruch beim Betreten eines Supermarktes jedesmal entgegenschlägt und in uns einen üblen Brechreiz auslöst. Ich spreche von Durian, sieht etwa so aus wie eine überdimensionierte Lychee (hat ungefähr die Größe einer Wassermelone) und stinkt wie volle Kinderwindel. Den Vergleich mit der Kinderwindel kann ich nicht bestätigen, da ich zu wenig Erfahrung damit (mit Kindern) habe, aber die Mädels sagen das immer; und glaubt mir, ich möchte keine Kinder haben, wenn sie recht haben. Ich siedele den Geruch irgendwo zwischen zwei Wochen alter Wasserleiche in der Kläranlage und der Sammlung getragener Socken unserer gesamten Nationalmannschaft nach einem Spiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen (inklusive Kuranyis Pärchen) an. Die Supermarkt-Geilos wissen natürlich, dass das Zeug stinkt und deshalb stellen sie es genau an den Eingang, dort lüftet es wenigstens ein bisschen durch und verpestet nicht den ganzen Laden. Für uns heißt es dann immer: „Nase zu und durch!“. Eigentlich konnten wir unseren kommunistischen Genossen doch ganz dankbar gewesen sein, dass sie nicht alles was man essen kann ins Land gelassen haben. In diesem Sinne – auf die Geschmacksexplosion und Kotzfrüchte.

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