Mittwoch, 15. Oktober 2008

Polizeirazzia und rosa Helm

Frauen können nicht Auto fahren – Albert auch nicht. Seit ich 18 Jahre alt bin wehre ich mich gegen dieses miese und doch nachhaltige Vorurteil Frauen, also mir, gegenüber. Ich finde meine vier Unfälle in vier Jahren geben einen recht ordentlichen Schnitt. Was ich aber ohne jede Umschweife zugeben werde ist: Sarah kann nicht Roller fahren, zumindest nicht in Indonesien. Denn dieser Verkehr hier, frei von jeglichen Verkehrsregeln, ja regelrecht dieses Gewürm an Armen, Beinen und Abgas, das sich an jeder roten Ampel zusammenfindet, kostet mich in regelmäßigen Abständen meinen Verstand. Und es ist nicht so, als hätte ich es nicht versucht. Weiß Gott! Meine erste Rollerfahrt war schön, nur leider etwas kurz. Sie endete, ich auf dem Rücken liegend, der Roller mit durchdrehenden Reifen (denn ich hatte vergessen das Gas loszulassen) über mir, genau vor unserem Gartentor. Auch die zweite und dritte endeten nicht wirklich besser. Und in gegenseitigem Einverständnis haben der Roller und ich dann beschlossen unser Verhältnis friedlich zu beenden. Seit dem ist Albert mein Chauffeur. Das klappt super, ja wirklich! Seit ich nichts mehr mit dem Gashebel zu tun habe, sind der Roller und ich gute Freunde geworden.

Was aber wenn sich mittags um eins, bei glühender Hitze eine Menschentraube auf der Straße bildet? Und die Polizei dein Freund und Helfer sich dazu entschlossen hat, ein bisschen Geld dazu zu verdienen? Führerscheinkontrolle. Wir haben gehört kaum jemand besitzt einen, viel zu teuer und unnötig, wenn die Strafe für das Nichtbesitzen desselben nur 50.000 Rupiah (3,50€) kostet. Bei uns Bules (Weißen) kann es dennoch sein, dass ein wenig anders verfahren wird! Blöd wenn also der eigene weiße Chauffeur Albert keinen Führerschein besitzt, noch nie einen besessen hat. Fazit: „Sarah du musst fahren, ich hintendrauf!“. Ja ist klar, die Frau, die es nicht aus der eigenen Garage schafft, wird jetzt unter den Augen von vierzig anderen, einen Roller, beladen mit Albert zu einem Polizisten auf einem Schotterweg fahren, ihn anlächeln und danach einfach ohne Brille geradeaus auf der Straße weiterbrettern. Adieu schöne Welt! Wo war nochmal das Gas? Ich sehe mich schon in meinem rosa Helm (mit Blümchen drauf) auf dem Beton liegend, dem Polizisten meinen Führerschein reichen. Ich rutsche (fahren kann man es kaum nennen) unter großem Zeitaufwand, schwitzend und mit hochkonzentrierter Miene, die gleichzeitig total entspannt aussehen muss, zu einem der genannten Männern in beige. Und was macht dieser? Er will meinen Führerschein noch nicht mal sehen, nein wirklich, selbstgerecht strecke ich ihm alles hin: Meinen deutschen Führerschein, meinen machtvollen UGM Studentenausweis, meinen Rollerfahrzeugschein und er schaut nicht mal hin, lächelt nur und winkt mich vorbei. Frechheit! Jetzt kommt der schwierigste Teil gekonnt losfahren. Ich gebe Gas und - es funktioniert. Tatsächlich, ich fahre. Den Wind in meinen Haaren spürend, ein lustiges Liedchen auf den Lippen fliege ich mit ca. 5 km/h dahin. Ich fühle mich großartig, bis Albert mich nach der ersten Kurve bittet anzuhalten. Ach komm, so schlecht war ich doch gar nicht. Annika meinte, wenn nicht beide von uns - ich weil ich es ja nicht gewohnt bin und Albert aus Angst – also wenn wir nicht beide die Beine während der Fahrt weit von uns vom Roller runtergestreckt hätten, hätte es bestimmt gar nicht so übel ausgesehen.

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