Mittwoch, 3. Dezember 2008

Pogung bei Nacht


Es ist eine ganz besondere Freiheit Yogya bei Nacht zu erleben. Ich düse auf meinem Roller und bin allein. Die Straßen sind leer, die Warung-Besitzer schließen ihre Stände und wo es sonst Reis und Nudeln gibt, wird das Gestänge der Überdachungen, die Planen und Sitzteppiche zusammen gelegt.

Vor Mirota Kampus, einem Kaufhaus, sitzt ein alter Mann im Licht einer Öllampe vor seinem Wägelchen und hofft auf Kunden, die vielleicht noch ein paar Nelkenzigaretten brauchen. Die rote Digitalanzeige am Kaufhaus hinter ihm, zeigt, dass es zwei Uhr ist und immer noch 27 Grad. Bei McDonalds bestelle ich Pommes und frittiertes Hühnchen, einige Nachtschwärmer schauen neugierig auf den „Bule“, den Weißen, der keinen Burger isst.

Danach zieht es mich ins Internet-Cafè. Der Junge hinter dem Holztresen kennt mich, er lächelt müde und reicht mir ein Passwort zum Anmelden. Ich tippe ein paar Zeilen für den Blog und binde meinen Schal fester um den Hals - die Klimaanlage bringt mich sonst um. Die Kakerlaken tippeln an mir vorbei und damit sie nicht an meinen Beinen hochkrabbeln, stopfe ich die Hose in die Socken. Nach einer Stunde fahre ich nach Hause.

Der Weg ist dunkel, meine Scheinwerfer scheuchen Ratten und Katzen auf, die schnell flüchten. Selbstmord-Frösche springen unter meinen Reifen. Ich höre in der Ferne schon die Rufe zum Gebet. Ein ganzer Chor stimmt mit ein - und für einen kurzen Moment erwacht die Stadt.

Keine Kommentare: