Sonntag, 14. Dezember 2008

Überleben in der Dritten Welt

Ein kleiner Unfall mit dem Roller, ein Mückenstich von Kollege Zebra oder auch nur eine entzündete Schürfwunde, die Wege ins Krankenhaus sind zahlreich und deshalb heute: „Onkel Alberts Gesundheitstipps“. Zunächst müsst ihr wissen, dass mit jeder Impfung, die ihr in Deutschland versäumt, eure Chancen steigen euch eine schlimme Krankheit einzufangen (Post zu Impfungen).
Aber kein Grund zur Panik, es mag sein, dass ihr das hier nie braucht. In den letzten sechs Monaten ist niemand unserer deutschen Freunde im Krankenhaus gelandet, außer bei Besuchen oder um eine Entschuldigung für die Uni zu bekommen oder eine Spritze in den A… . Ich bin kein Arzt und diese Tipps sind aus Erfahrung gewonnen:

Timing: „Besser zu früh als zu spät.“ Klingt abgedroschen, aber hier dürft ihr ruhig wegen jedem Zipperlein zum Arzt. Alles was bei uns kein Ding ist, kann sich hier schnell entzünden und fies werden. Ein kleiner Schnitt, eine Brandblase vom Auspuff - das Verheilen dauert manchmal Wochen. Also, wenn ihr euch nicht gut fühlt oder etwas beginnt eklig auszusehen, ab zum Onkel Doktor und wenn ihr weiterlest habt ihr gute Chancen, den zu überleben.

Diagnose: Bei Dengue habt ihr allgemeine Grippesymptome und eine Diagnose kann frühestens fünf Tage nach Beginn des Fiebers gemacht werden. Die Sache ist nur, es macht keiner Anstalten herauszufinden, was ihr habt. Bohrt nach und besteht auf Blut-, Stuhl- und Urin-Untersuchungen, wenn euch danach ist. Lasst euch die Ausdrucke aus dem Labor zeigen und sammelt selbst Informationen zu den Werten. (Tropeninstitut, der eigene Hausarzt oder Medizinstudenten sind Gold wert [Danke Julia!].)

Freunde: „Sucht selbst nach Infos? - sehr lustig! Ich liege mit Vierzig Fieber im Bett und soll meine Blutergebnisse mit Google auswerten?!“
Ihr braucht Freunde, die euch beistehen und die Dinge in die Hand nehmen und den behandelnden Arzt ausquetschen. Meine Erfahrung ist, dass wenn es ernst wird, Frauen systematischer, hartnäckiger und erfolgreicher ans Werk gehen, als Männer. Sie sollen zuerst einen Arzt finden der Englisch spricht, eine Analyse mit dem Arzt besprechen: Was könnte der Patient haben, dann abklären, was bereits gemacht wird und vor allem, was man machen könnte. Der letzte Punkt ist wichtig, denn ich glaube, die versuchen im Sinne des Patienten die Kosten geringer zu halten und deshalb nicht alles zu unternehmen. Dann schreibt alles mit (Symptome, verabreichte Medikamente, Namen und Nummer des Arztes).

Druck: „Maybe tomorrow!“, heißt soviel wie: niemals. Wenn euch das gesagt wird, müssen alle Alarmglocken angehen. Jetzt heißt es nachfragen und bohren bis ihr euer Ziel, z. B. eine Urinprobe, durchgesetzt habt. Hier sind auch wieder die Notizen wichtig, vor lauter organisieren vergisst man schnell etwas.

Freundlichkeit: Es hört sich ziemlich arrogant an, einem Arzt zu sagen, was er zu tun und zu lassen hat, aber es ist hier notwendig. Dabei bitte immer höflich bleiben, lächeln und mit blumigen Worten beginnen, damit nimmt man die Spannungen aus der Situation. Es ist eine der schwierigsten Aufgaben.
Die Javaner sind gegenüber höher gestellten Personen wie Ärzten sehr hörig, weshalb ihr auch nicht unbedingt mit einem eurer einheimischen Freunde diese ganze Aktion erledigen solltet aber beim Übersetzen hilft es natürlich. Der englischsprechende Arzt ist vorzuziehen - und es gibt ihn.

Krankenhaus: Es gibt gute, es gibt schlechte, eure einheimischen Freunde wissen sicher, welches zu meiden ist und wo ihr bedenkenvoll hingehen könnt. Je nachdem was ihr braucht, ist in einem Krankenhaus die Ausstattungen besser, im anderen die Ärzte. Auch die Beschriftung „International Hospital“ heißt nicht, dass es unserem gewohnten Standard entspricht und auch nicht, das es englischsprechende Ärzte gibt, geschweige denn Personal. Es sind alles nur Namen.

Geld: Ihr werdet vor die Wahl gestellt, euch eine von sechs Klassen auszusuchen. Es beginnt in der Dritten Klasse, dann Zweite und Erste, anschließend Utama, VIP und Superior VIP. Die Preise reichen von Rp 91000 (6 Euro) bis zu Rp 1.200.000 (80 Euro) pro Nacht. Die Erste Klasse oder Utama sind angemessen (Rp 450000; 30 Euro). Es heißt zwar, dass es bei den Klassen nur um die Zimmer geht, also ob Fernseher oder nicht, in Wahrheit gibt es in den oberen Klassen erfahreneres Personal, saubere Einzelzimmer (ab 1. Klasse), regelmäßige Untersuchungen und eine rund um bessere Versorgung. Die Behandlungskosten sind nicht enthalten und müssen extra gezahlt werden. In einer Woche ist man schnell auf 400 bis 600 Euro. Wenn ihr ins Krankenhaus geht, bringt die Kreditkarte mit oder Bares, es wird meist eine Anzahlung verlangt.

Desinfektionsmittel: Auch in den oberen Klassen gibt es keine Möglichkeit seine Hände zu desinfizieren. Im „Circle K“, einer 24-Stunden Supermarktkette, gibt es welches, in den Apoteken („Apotek“) und im Krankenhauskiosk. Fragt nach „Sanitizer“ und euch wird geholfen, auch alle Besucher sollten darauf achten, sich zu schützen. Bei Krankenhausbesuchen auf den Moskitoschutz achten, denn hier ist die Wahrscheinlichkeit größer, von einer Mücke gestochen zu werden, die zuvor einen Dengue-Patienten ausgesaugt hat.

Ausfliegen: Im Fall der Fälle gibt es die Möglichkeit nach Singapur zu fliegen. Dort findet ihr eine einwandfreie Versorgung auf westlichem Standard. Auch reiche Indonesier nutzen Singapur, um z.B. Nachbehandlungen bei Herzinfarkten und bei Unfällen durchzuführen. Der Flug kostet etwa 130 Euro und ist es sicher Wert.

Aspirin: Einfach zuhause lassen. Hier soll man das Zeug nicht nehmen. Steigt auf Paracetamol um, knallt auch gut.

Versicherung: Bitte eure Scheine vor Abflug kopieren, an Mami und Papi, sowie eure Reisekollegen geben. Eine Ausführung zu euren wichtigen Unterlagen legen. Lest vor der Reise, was im Fall der Fälle zu tun ist. Versicherungstexte mögen ja sonst sehr unübersichtlich sein, aber bei diesen Sachen geben sie eine klare Auskunft. Meist muss man sich unverzüglich melden wenn man krank wird und Quittungen bringen.

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