Donnerstag, 22. Januar 2009

Felsen, Steine und Muscheln


King Kong flimmert im Fernseher von Mom’s Kitchen, wo ich gerade sitze und auf mein Pad Thai warte. Es gibt hier gutes Essen bei ‚Mama‘, aber ich habe heute keinen großen Appetit. Ich nehme einen Schluck von meinem Eistee und denke an den Tag.
Als ich heute meinen Strandspaziergang machte, kam ich an eine Stelle, wo der Strand in Felsen überging. Ich stand knietief im Wasser und die Sonne war direkt über der Bucht, nur unter den Klippen, die die Bucht einschließen, zog sich ein schmaler Streifen Schatten. Die hervorstehenden schwarzen Felsen trennten mich vom nächsten Strand, also beschloss ich darüber zu klettern. Als ich gerade begann meinen Fuß auf einen der Brocken zu setzen, sah ich im Wasser etwas glänzen. Meine Füße hatten den Sand aufgewirbelt und so griff ich ins Trübe. Ich war neugierig und wollte wissen, was es war. Während ich im weichen Sand danach tastete, spürte ich etwas Festes an meinen Fingern, etwa handtellergroß und leicht. Ich griff danach und hob es aus dem Wasser – eine Muschel. Ich betrachtete meinen Fund und sah wie das Innere der Muschel in allen Farben leuchtet, und wo das Licht an den Rillen brach, funkelten kleine weiße Sterne. Vorsichtig wusch ich sie im Wasser, betrachtete sie abermals und weil sie mir so sehr gefiel, steckte ich sie behutsam in meine Hosentasche. Dann setzte ich meinen Weg fort.
Die Felsen waren rutschig und bei jedem Tritt musste ich aufpassen, nicht mit dem Bein in eines der Löcher zwischen den Steinen zu fallen. Es gelang mir gut und bei jedem Schritt vergewisserte ich mich, dass der Stein auf den ich als nächstes treten wollte, fest genug war. Als die Hälfte des Gerölls hinter mir lag, beschloss ich mich auszuruhen. Ich setzte mich auf einen Felsen und nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Fast wäre mir der Deckel in die dunkle Spalte neben dem Stein gefallen, aber ich bekam ihn zu fassen.
Ich schaute mich um, sah den Strand hinter mir und das türkisfarbene Wasser auf der anderen Seite der Bucht. Unter mir hörte ich, wie die Wellen gegen die Felsen schlugen, und ich schmeckte das Salzwasser der Gischt auf meinen Lippen. Nachdem ich die Flasche wieder in der Tasche neben mir verstaut hatte, holte ich meine Muschel hervor und betrachtete sie genauer. Das Innere glänzte immer noch und das Perlmutt wechselte, je nachdem wie ich es hielt, die Farbe. Als ich sie umdrehte sah ich, dass die matte Seite graue und braune Flecken hatte, so dass sie den Steinen unter mir ähnelte. Doch die Innenseite war so bunt und glänzend wie die Bucht und alle Farben darin.
Ich hatte die Tasche mit dem Wasser an den Rand des Steins gelegt und plötzlich merkte ich, wie die Tasche vom Felsen zu rutschen drohte, ich griff mit der Linken danach, rutschte ab, bekam sie zu fassen, doch mein Fuß bekam keinen Halt mehr. Ich ließ die Muschel fallen, griff mit beiden Händen nach dem Felsen und sah wie die Muschel zwischen die Steine fiel. In Zeitlupe sah ich ihr letztes Schimmern unter der Wasseroberfläche während sie versank. Die nächste Welle brach herein und mit ihr verschwand das Schimmern und hüllte die Spalte unter mir in weiße Gischt. Ich wartete einen Moment bis sich das Wasser beruhigt hatte, rutschte vorsichtig auf den Stein vor mir und griff ins Wasser. Ich wusste, dass ich sie nicht wiederfinden würde. Die Spalte war nicht breit genug um darin zu stehen, also streckte ich meinen Arm ins Wasser. Ich kam nur bis zum Ellenbogen hinein, konnte aber keinen Boden spüren.
Ich war wütend darüber, sie fallen gelassen zu haben. Ich versuchte es weiter, versuchte den Grund zu erreichen, verrenkte meinen Arm so weit es ging – es gelang mir nicht. Ich blickte ins Wasser, sah wie eine Welle nach der anderen gegen die Steine schlug, die Spalte mit Wasser füllte, weiße Gischt. Einige Minuten saß ich da, sah hinunter, hoffte sie doch noch zu entdecken, aber es war zwecklos. Die Sonne brannte, ich blickte auf die Bucht, sah die großen Felsen vor mir und entschied mich zum Weitergehen. Ich dachte daran wie schön es gewesen wäre sie mitzubringen, daran, wie ich sie durch den Zoll geschmuggelt hätte und sicher hättet ihr euch an ihrem Funkeln ebenso erfreut, wie ich.
Die Bedienung tritt an meinen Tisch, stellt einen Teller mit Reis und einen mit dem Pad Thai vor mich. Ich stochere ein bisschen darin herum und beginne zu essen. Gerade läuft die Szene, wo King Kong Ann beim Tanzen zuguckt und sie sich auf den Boden fallen lässt, wieder aufspringt und wieder umfällt. Auf dem Boot der Abenteurer im Film steht Surabaya, ich erinnere mich gut. Ein Gedanke blitzt in mir auf, vielleicht finde ich morgen einen Ast der lang genug ist, gehe auf die Felsen und...

2 Kommentare:

annika hat gesagt…

Hey Alberto,
das klingt alles fantastisch, aber pass auf, dass du nicht wie Gollum wirst, der in Herr der Ringe auch immer seinen "Schatz" gesucht hat. *lach* Wuensch dir eine unvergessliche Zeit!!!

Anonym hat gesagt…

Das war auch mien Gedanke! :)