Donnerstag, 6. November 2008

Sensenmann - Ick hör‘ dir trapsen!

Mich hat's umgehauen! Nein, keine Überraschung oder Freude, kein Naturwunder und auch kein Geist. Es war eine anständige und gepflegte Erkältung. Erkältung ist freilich eine Untertreibung, denn während ich in meinem Fieberwahn lag, war mir klar, dass mich das Denguefieber dahinrafft oder noch besser Malaria. Dengue ist gefährlich, weil es hier in den Städten grassiert und im dümmsten Fall tödlich ausgeht. Es wird wie die große Schwester, Malaria, von Mücken übertragen. Die Mücken sollen aussehen wie Zebras, ich würde sie sofort erkennen, sagen mir Freunde. Bisher ist keine an mir vorbeigeritten. Sie legen ihre Eier in Pfützen ab, alte Autoreifen und Plastikbottiche sollen ihre bevorzugte Brutstätte sein. Das erklärt, warum wir nach Regenfällen vorsichtig sein sollen.
Besonders jetzt in der Regenzeit von Ende Oktober bis Februar schwirrt die Gefahr also die ganze Zeit um uns herum, und wir wären nicht die ersten die es in F4 (wie wir unser Haus liebevoll nennen) erwischt. Die Biester jagen tagsüber und das unterscheidet sie von den Malaria-Mücken. Nachts legt man sich in Gefahrengebieten ohnehin unter ein Moskitonetz oder zieht sich was Langes über, wenn man aus geht. Aber was machen, wenn es am Tag so warm und schwül ist, dass jeder Fetzen Stoff am Leib klebt und zum Auswringen nass ist. Tja, da freut sich die kleine Zebra-Mücke.

Von Dengue habe ich eigentlich erst hier was mitbekommen, zuhause erzählt dir jeder was von Malaria und Durchfall. Hier reden wir auch viel über Durchfall, gehört zum guten Ton: „Wie sieht’s aus bei dir?“ „Ja, läuft!“. Das ist ein Statement!
Mein Arzt zuhause wollte mir nicht einmal eine Impfung gegen Typhus geben. Typhus ist auch so etwas ganz mieses. Das sind Fäkalkeime und rate mal, wo die in dich rein kriechen - durch den Mund und zwar beim Essen! Wer aber schon einmal den typischen indonesischen Toilettengang beobachtet hat, der hat schnell bemerkt: Hände braucht man nicht waschen. Und wenn ich jetzt noch hinzufüge, dass es auf einer indonesischen Toilette nur eine Schöpfkelle und einen Wassertrog gibt, dann wird schnell klar, wo die bösen Fäkalpartikel lang wandern, um aus jemands Allerwertesten in unserem Nasi Goreng landen.
Fakt ist: hier kannste alles kriegen was auf der Liste der bedrohten Krankheiten steht. In der dritten Woche meinte ein indonesischer Kommilitone mit einem Lächeln im Gesicht: „Hey Al, pass auf, bei euch im Viertel kriegste Hepatitis A vom Essen. Musst du vorsichtig sein, ham wir auch alle schon! Ha Ha!“. Und ich wohne im verdammten Bonzenviertel von Yogya.
Oh mein Gott, nicht das mich wenn ich zurück komme keiner mehr sehen will, weil er denkt ich wäre völlig verseucht. Also, ich bin gut geimpft – hoffe ich. Für alle, die hier mal her möchten noch ein paar kleine Tipps. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker.

Tipps:

  1. Lasst euch impfen gegen Typhus, Hepatitis A+B, Tetanus, Polio und Diphterie. Und nicht vom Arzt abwimmeln lassen. Das Hepatitis A Ding bei uns ist wie eine Epidemie und lokal begrenzt, dass sieht der im schlauen Tropenbuch nicht.
  2. Schön geschlossen anziehen und mit Autan einreiben, vor allem nachts und auf dem Land. Socken sind zu empfehlen, denn auch in die Stinkmauken beißen Zebramücke und Kollege CC gerne mal rein.
  3. Nehmt euch was gegen normale Erkältungen mit, gegen Dinge wie Husten und Halsschmerzen. Ich bin hier angekommen wie Mutter Teresa in Kalkutta, meine Packungen Immodium hätten `ne ganze Armee abdichten können, gegen `nen Schnupfen helfen die aber auch nicht. Was einen hier als normalen Westeuropäer umlegt ist das Klima und die Klimaanlagen, die sind auf –schockgefrieren- eingestellt, im Taxi, im Supermarkt und in der Uni.
  4. Dann braucht ihr was gegen Verstopfung. Warum? Einfach zu beantworten. Man nehme zwei Immodium, wo eine gereicht hätte und warte eine Weile. Auch nach fünf Tag wird man kein Bedürfnis haben, aufs Klo zu gehen. Zwei Möglichkeiten: Erstens du hast was Medikamentöses zum Abführen oder du säufst drei Liter Wasser aus dem Hahn. Beides hat dieselbe Wirkung, allerdings ist ersteres geschmacklich und gesundheitlich vorzuziehen.
  5. Falls alles nichts hilft. Schließt eine gute Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport im Krankheitsfall und Todesfall ab. Bei StaTravel in Karlsruhe gab`s die für 180 Euro. (Kriegt man auch wenn man den Flug nicht dort gebucht hat, was ich übrigens auch empfehle). Das war bisher der beste Preis und die sollen auch gut sein. Ach, wie sehr ich Werbung liebe.

4 Kommentare:

RF hat gesagt…

Al, das mit dem Wasser aus dem Hahn - das klappt!

Anonym hat gesagt…

Hey Albert, kleiner Tipp: weniger in Warungs essen! Dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, eine der tödlichen Krankheiten zu kriegen schon mal um ein vielfaches!

Unknown hat gesagt…

Aber dann sinkt doch der Spaßfaktor. Wenn du hier nicht im Warung isst, dann ist es als würdest du als asiatischer Tourist in Deutschland nicht in den Biergarten gehen, weil dir das Gen zum Abbau von Alkohol fehlt. Und gegen Halzschmerzen hilft die Vermeidungsstrategie auch nicht;).

Anonym hat gesagt…

Na dann....